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SYNODE 2007

Der Predigt des Eröffnungsgottesdienstes der Synode 2007, Sonntag, 26. August 2007,
Predigt: Pfarrer Sergio Ribet

«1 Und der HERR sandte Nathan zu David. Da der zu ihm kam, sprach er zu ihm: Es waren zwei Männer in einer Stadt, einer reich, der andere arm. 2 Der Reiche hatte sehr viele Schafe und Rinder; 3 aber der Arme hatte nichts denn ein einziges kleines Schäflein, das er gekauft hatte. Und er nährte es, daß es groß ward bei ihm und bei seinen Kindern zugleich: es aß von seinem Bissen und trank von seinem Becher und schlief in seinem Schoß, und er hielt es wie eine Tochter. 4 Da aber zu dem reichen Mann ein Gast kam, schonte er zu nehmen von seinen Schafen und Rindern, daß er dem Gast etwas zurichtete, der zu ihm gekommen war, und nahm das Schaf des armen Mannes und richtete es zu dem Mann, der zu ihm gekommen war. 5 Da ergrimmte David mit großem Zorn wider den Mann und sprach zu Nathan: So wahr der HERR lebt, der Mann ist ein Kind des Todes, der das getan hat! 6 Dazu soll er vierfältig bezahlen, darum daß er solches getan hat und nicht geschont hat. 7 Da sprach Nathan zu David: Du bist der Mann! So spricht der HERR, der Gott Israels: Ich habe dich zum König gesalbt über Israel und habe dich errettet aus der Hand Sauls, 8 und habe dir deines Herrn Haus gegeben, dazu seine Weiber in deinen Schoß, und habe dir das Haus Israel und Juda gegeben; und ist das zu wenig, will ich noch dies und das dazutun. 9 Warum hast du denn das Wort des HERRN verachtet, daß du solches Übel vor seinen Augen tatest? Uria, den Hethiter, hast du erschlagen mit dem Schwert; sein Weib hast du dir zum Weib genommen; ihn aber hast du erwürgt mit dem Schwert der Kinder Ammon. 10 Nun so soll von deinem Hause das Schwert nicht lassen ewiglich, darum daß du mich verachtet hast und das Weib Urias, des Hethiters, genommen hast, daß sie dein Weib sei. 11 So spricht der HERR: Siehe, ich will Unglück über dich erwecken aus deinem eigenen Hause und will deine Weiber nehmen vor deinen Augen und will sie deinem Nächsten geben, daß er bei deinen Weibern schlafen soll an der lichten Sonne. 12 Denn du hast es heimlich getan; ich aber will dies tun vor dem ganzen Israel und an der Sonne. 13 Da sprach David zu Nathan: Ich habe gesündigt wider den HERRN. Nathan sprach zu David: So hat auch der HERR deine Sünde weggenommen; du wirst nicht sterben.»
(II. Samuel 12, 1 – 13)

il pastore Sergio RibetDie Botschaft des Wortes Gottes, die uns in diesem Text das zweite Samuelbuch übermittelt, ist von derartiger Klarheit, daß sie eigentlich keinerlei Erklärung bedarf. Welche Sünde der König David begangen hat, wurde im vorhergehenden Kapitel erzählt: Ehebruch und Ermordung des hintergangenen Ehemanns. Soweit die Tatsachen.

Gott sendet den Propheten Nathan zu David. Es ist nicht leicht, einem König ins Gesicht zu sagen: „Du hast unrecht gehandelt!“ Nathan gelingt es mit Hilfe einer Erzählung, die in David zornige Entrüstung hervorruft. Angesichts des Bildes vom geraubten und getöteten Lamm wird deutlich, daß der König-Hirte die Kenntnis von Gut und Böse nicht verloren hat, wie es manchmal passiert, wenn jemandem zu große Macht anvertraut wird. David urteilt: „Wer dies getan hat, verdient den Tod.“ Nathans Geschicklichkeit besteht darin, daß nicht er das harte Urteil ausspricht, sondern David selbst. Nathan kann nun seine scharfe Anklage anbringen: „Du bist der Mann.“

Ein erster Gedankengang.
Manchmal, trotz unseres Mangels an Mut, wird von uns prophetische Hellsicht gefordert, wir können und dürfen die Wahrheit nicht verschweigen. Dies gilt für uns alle, aber, - ich möchte das unterstreichen -, besonders für die Pfarrer und Pfarrerinnen und für die Pfarramtskandidaten, die heute die Aufgabe auf sich nehmen, ihr Amt in Treue auszuüben. Es geht nicht darum, die Zukunft vorauszusagen, auch nicht darum, Urteile zu fällen, die uns nicht zustehen, denn auch wir leben unter der Sünde. Es geht darum, die Wahrheit, das, was Gott sagt, zu sagen. Nathan ist fähig, dies zu tun, er kann nicht anders.
In seiner Antwort an den König sagt er: „So spricht der Herr ... Ich habe dich erhaben gemacht, und du hast mein Wort verachtet, indem du das tatest, was vor meinen Augen böse ist.“ Nach der Verurteilung im Namen Gottes, ist es an David zu antworten. Er hätte leugnen, ausweichen können, er hätte den Propheten umbringen lassen können. Seine Antwort dagegen ist auf tragische Weise nüchtern und ehrlich: „Ich habe gesündigt gegen den Herrn.“ Und auch Nathans Antwort ist sehr kurz: „So hat auch der Herr deine Sünde weggenommen; du wirst nicht sterben.“
Eine Antwort, die in Staunen versetzt. Alles vergeben, und das in einem Zeitraum, der kürzer ist als unser Sündenbekenntnis und der Vergebungszuspruch in unseren Sonntagsgottesdiensten? So ist es nicht. Die Worte Nathans, die Unglück über Davids Haus ankündigen, werden sich erfüllen. Die Fortsetzung der Geschichte Davids wird in den nachfolgenden Kapiteln erzählt, ohne daß dabei jemals die Verfehlung des Königs in Vergessenheit gerät.

Ein zweiter Gedankengang.
Es gibt von nun an für David keine Unschuld mehr, es ist für ihn nicht mehr möglich, mit Naivität seine Macht auszuüben. Und doch hat ihn Gott erwählt und fährt fort, ihn zu beschützen, trotz allem. Auch an diesem Punkt wende ich mich an euch alle, besonders an euch, die ihr Mitglieder der Synode seid. Die Synode übt Macht aus: sie ist „die höchste menschliche Autorität in der Kirche, was Lehrfragen, Gesetzgebung, Rechtsprechung und Leitung betrifft.“ (Art. 27 der Disziplin der Waldenserkirche, 1974). Die Synode ist jedoch „nie souverän, denn sie untersteht der alleinigen Souveränität des einzigen Herrn der Kirche“. (ebenda). Die Macht der Synode ist groß, aber nicht unbegrenzt, wie auch Davids Macht ihre Grenzen hatte.
David ist im Grunde nur eine Figur, wenn auch eine der wichtigsten, auf dem Schachbrett der Geschichte des Gottesvolkes. Ein besonderes Volk, von Gott geführt, oder ein Volk wie all die andere Völker, das eine den Zeiten angemessene Regierung/Leitung fordert? Oder beides? Ich denke, daß wir uns auch in dieser Synode angesichts zahlreicher Themen fragen werden, ob wir „wie die anderen sein sollen“ oder „uns von den anderen unterscheiden müssen“. Die wirkliche Frage, auf die wir in unserem Leben eine Antwort geben müssen, ist jedoch: sind wir fähig, nicht auf die uns umgebende Wirklichkeit, nicht auf die Tradition, nicht auf andere Stimmen, sondern auf das Wort des lebendigen Gottes zu hören? Dies ist die Herausforderung, die es, trotz unserer Menschlichkeit und unseren Verfehlungen, anzunehmen gilt. David hat sich dem Willen Gottes, dem Bund, der Verheißung Gottes anvertraut. Gott ist nicht an sein Liebesversprechen gebunden: er ist uns gegenüber in keinster Weise verpflichtet, noch ist er für uns erpreßbar, handelte es sich auch um fromme Erpressungsversuche. Wir dagegen sind gefangen genommen von seiner Verheißung. David zahlt einen hohen Preis für Gottes Liebesverheißung, aber er wird am Leben bleiben. Wo die Sünde mächtig geworden ist, da ist di Gnade viel mächtiger geworden. Die Versuchung der Kirche – der Kirchen - , den Willen Gottes mit dem eigenen Prestige zu verwechseln, könnte uns teuer zu stehen kommen. Wenn wir uns jedoch von Gottes Liebe zu uns erfassen lassen, werden wir leben.

Noch ein letzter Gedankengang.
Liebe Gemeinde, oder vielmehr: liebe Kirche, Kirche im eigentlichen Sinn des Wortes, d.h. Personen, die von Gottes Wort zusammengerufen sind, um auf es zu hören und nach ihm zu leben. Was sagt uns dieses Wort, nicht nur für unser persönliches Leben und nicht nur für die Kirche? Die Kirche hat einen Auftrag der Welt gegenüber. Zu Davids Zeiten waren Volk und Gottesvolk, politische Gemeinde und Glaubensgemeinschaft fast deckungsgleich. Später hat die eine oder andere Kirche zu herrschen begonnen, die eine oder andere politische Macht hat die Kirche imitiert, zumindest, was die Aufmerksamkeit der menschlichen Person gegenüber angeht. Heute haben Kirche und Staat, die sozialen Kräfte und die Kirchen die Tendenz, gegenseitig in das Handlungsfeld des anderen einzudringen, manchmal zum Wohl der Allgemeinheit (wer entscheidet, was dies ist?), manchmal zum Schaden aller.
In David spüren wir die Größe des Königs, nicht nur im Guten, sondern, wenn man so sagen kann, auch im Bösen. Hat er seine Aufgabe erfüllt? Vielleicht. Sicher hat Gott das Seine getan, damit die ihm anvertraute Aufgabe nicht nur Mißlingen wurde. David hat jedoch nicht im Privatbereich, in persönliche Frömmigkeit zurückgezogen gelebt. Er ist der Welt, in der er lebte, entgegengetreten, nicht vor ihr geflohen.
Auch Jesus Christus hat sich nicht im Privaten oder in persönlicher Frömmigkeit verschlossen, sondern hat es mit der Welt, in die er, für eine begrenzte Zeit, geschickt wurde, aufgenommen, hat sich mit ihr gemessen. Er hat bis zur letzten Konsequenz die Aufgabe erfüllt, die ihm
anvertraut worden war. Diejenigen, die Jesus in seinem irdischen Leben nachgefolgt waren, haben ihn „Sohn Davids“ genannt. David und Jesus haben für ihr Leben die Zukunft des Reiches, ihre Hingabe an Gott, die Kraft des Gebets in Rechnung gestellt. Es existiert eine starke Ähnlichkeit zwischen ihnen, zugleich ist einer das Gegenteil des anderen. „Du bist der Mann“ klagt Nathan David an und zeigt auf den Sünder. „Sehet den Menschen“ sagt Pilatus, indem er dem Volk den mit Dornen gekrönten Jesus vorführt und auf den zeigt, der die Sünde der Welt trägt, aufhebt, auf sich nimmt.
Die Kirche hat ihre Aufgabe, weil sie dazu berufen wurde. Die Kirche ist nicht berufen, die Welt zu richten oder zu retten, denn das hat bereits Jesus getan. Es ist nicht ihre Aufgabe, Gebote und Verbote zu erlassen. Ihre Aufgabe ist vielmehr, Frauen und Männern den Weg zu weisen, auf dem sie in der Freiheit der Kinder Gottes wachsen können. Die Kirche kann um nichts anderes bitten als um Gehorsam dem Wort Gottes gegenüber. Um Gott und der Welt zu dienen, bedarf es nicht der Knechte eines Götzen, sondern Personen, die, vom lebendigen Gott gerettet und befreit, den Mut haben, die Wahrheit zu sagen. Amen.

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